Samstag, 1. Dezember 2007

Wirst du denn niemals still sein?



Das ist nur fair. Da trampeln Menschen durch das eigene Leben, blättern sich durch Aufs und Abs, stecken ihre Nasen in Lebenskrisen und Familienfotos - da muss man auch mal zurück schauen. Ganz direkt. One on one. Ich war aber nicht alleine bei Beuys. Ich hatte nicht die Muße, ihm die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, und auch nicht die, ihm zuzuhören.

Nicht, dass ich nicht gewollt hätte. Aber wenn er jetzt schweigt, so sagt das doch nichts über sein Mitteilungsbedürfnis. In der Ausstellung im Stadtmuseum jedenfalls gab es eine große Sprachverwirrung aus vielen Stimmen: die am besten verständlichen waren nicht zu hören, da sie - welch Glück - in ihren Kopfhörern verblieben. Aber da floss ein Teppich aus gemurmelten Lückentexten aus miniaturhaften Displays (die für Menschen unter 1,60 m leider nicht einsehbar waren), ständig übertönt vom O-Ton des Künstlers aus der Hallenmitte. Mit den Ohren waren auch die Augen überfordert, die angesichts dieser ständigen akustischen Einmischung tapfer Zeichen ans Gehirn übertrugen und dort einfach nicht erhört wurden.

Und auch im Herzen der Ausstellung, dort wo nur eine Stimme sprach (und endlich auch verständlich!) erneute Verwirrung. Zwei Monitore, in einigem Abstand aufgestellt, zwingen zur ersten Entscheidung der Blickrichtung; die wahre Herausforderung besteht jedoch aus den insgesamt vier Knöpfen zur Videowahl. Eine einsame Entscheidung, die man der Bestuhlung zufolge gleich für 20 Betrachter fällen muss. Ich hatte Glück. Ich war nicht allein, aber zu zweit waren wir es durchaus. Und wenn nicht? Wer gewinnt? Vielleicht hilft der Blick an die Nachbarwand: "Demokratie ist lustig", steht da.


Sicher werde ich wiederkommen, lieber Josef. Und dann sehen wir uns alleine. Nur du und ich und meine Ohrenstöpsel.

1 Kommentar:

Andreas hat gesagt…

Ah, Beuys. Mein Lieblingstennisspieler!